Sozial emotionale Entwicklungsstörung? Bei hochbegabten Kindern?
Wenn ich Erzieherinnen bei Fortbildungen befrage, was sie über hochbegabte Kinder wissen oder schon gehört haben, so antworten 80% der Anwesenden:
” Hochbegabte Kinder fallen vor allem im sozialen und emotionalen Bereich auf.”
Stelle ich genau die gleiche Frage an Menschen, die sich bisher wenig bis gar nicht mit dem Thema Hochbegabung und Unterforderung auseinandergesetzt haben, dann erhalte ich ähnliche Antworten.
Wie kommen diese Menschen zu der Einschätzung, hochbegabte Kinder hätten Defizite im sozial- emotionalen Bereich?
Damit Du hochbegabte und unterforderte Kinder, die das reguläre Kindergarten- oder Schulsystem besuchen, verstehen kannst, nehme ich Dich mit auf eine Gedankenreise:
Stelle Dir einmal vor, Du müsstest eine Tätigkeit ausführen, die Dich nicht herausfordert, die nicht Deinem Niveau und Deinen Fähigkeiten entspricht und in deren Ausübung Du keinen Sinn erkennen kannst.
Du müsstest z.b. jeden Tag, und immer wieder aufs Neue, die gleichen sauberen Fenster putzen oder den gleichen Rasen mähen – und das den lieben langen Tag lang.
Heute – morgen – übermorgen….
Wie würdest Du Dich fühlen? Wie würdest Du mit Deinem sozialen Umfeld agieren? Wie würdest Du mit anderen kommunizieren?
Wenn ich in einer solchen andauernden Unterforderungssituation von mir ausgehe, dann hätten mein Mann und meine Kinder zu Hause nichts mehr zu lachen.
- Ich wäre dünnhäutig – Kleinigkeiten lassen das emotionale Fass überlaufen.
- Ich wäre aggressiv und für andere unberechenbar.
- Mein Selbstbewusstsein würde unter der stupiden und nicht herausfordernden Tätigkeit leiden.
- Ich würde mich selbst klein reden und mir nichts zutrauen.
Und genau mit diesen Verhaltensweisen fallen hochbegabte und unterforderte Kinder häufig im Kindergarten und Grundschule auf. Das ist der Grund, warum ihnen soziale und emotionale Defizite nachgesagt werden.
Ein weiteres Beispiel aus der Praxis soll dies verdeutlichen:
Ein vierjähriger Junge fragt im Kindergarten einen Gleichaltrigen:” Weißt du, warum wir sehen? Weil das Licht durch die Linse auf den Augapfel fällt.” Sein Gegenüber hat ihn nur verständnislos angeschaut und geantwortet:” Bist du blöd, seit wann haben wir Obst im Kopf?”
Wenn ein Kind häufiger im Gespräch mit anderen auf Unverständnis stößt, fragende Blicke erntet oder gar von anderen gemieden wird, dann können daraus verschiedene Verhaltensweisen resultieren:
- Das Kind spielt nicht mit anderen, bleibt für sich alleine.
- Das Kind spricht nicht mit anderen Kindern und vermeidet Konflikte.
- Es findet folglich keinen Anschluss an die Gleichaltrigen.
- Das Kind fordert stark die Aufmerksamkeit der anderen Kinder oder Erwachsenen und schießt dabei regelmäßig über das Ziel hinaus.
- Das Kind kann die Grenzen der andere nicht wahrnehmen und verstrickt sich immer mehr in zwischenmenschliche Konflikte.
Das sind soziale und emotionale Defizite, die daraus entstehen, dass das Angebot, das Niveau und die Gesprächspartner nicht den eigenen persönlichen Fähigkeiten entsprechen.
Sobald die Herausforderungen, Spiel- und Kommunikationspartner auf einem ähnlichen Niveau sind, verschwinden die “angeblichen” sozialen und emotionalen Defizite.
Daher mein Fazit hier am Ende: Schaue als Elternteil, Erzieher*In oder Lehrer*In ganz genau darauf, wie sich die sozialen und emotionalen Verhaltensweisen verändern, wenn die Herausforderungen, die Kommunikation, die Spielpartner und die Umgebung auf das kognitive Potential der Kinder angehoben wird.
Wie ist das bei Deinem Kind? Hat Dir der Kindergarten oder Schule auch schon über soziale und emotionale Defizite Deines Kindes berichtet?
Weitere Ideen und Erklärungen für “soziale und emotionale” Defizite der Kinder, könnten Dir auch perfektionistische Verhaltensweisen Deines Kindes liefern.
Ich bin gespannt auf Deine Erlebnisse und Erfahrungen dazu und freue mich, wenn Du dafür die Kommentarfunktion nutzt.
Sind es denn nun tatsächlich sozial-emotionale Defizite bei Deinem Kind oder gibt es Hinweise in Richtung Hochbegabung und Unterforderung? Wenn Du Dir in diesem Bereich ein klareres Bild über die Auffälligkeiten, Merkmale und Besonderheiten, die hochbegabte und unterforderte Kinder mitbringen, machen möchtest, dann melde Dich für dieses Video an. Ich nehme Dich mit in die Welt der hochbegabten und unterforderten Kinder….
Auffälligkeiten, Merkmale und Besonderheiten hochbegabter Kinder
Ich fühle mich durch diesen Artikel sehr angesprochen und frage mich, ob Sie mir weiterhelfen können. Bisher habe ich von niemandem Unterstützung erhalten, wie ich mit den extremen Wutausbrüchen meines Kindes umgehen kann. Sie bringt mich mit ihren neun Jahren immer wieder an meine persönliche Grenze.
Liebe Frau Zulli, um zu wissen, ob ich Ihnen und Ihrer Tochter weiterhelfen kann, wäre es super, wenn wir telefonieren könnten. Da schauen wir gemeinsam, an welchem Punkt Sie stehen und was die nächsten Schritte sein könnten. Ich freue mich auf Sie und Ihre TErminbuchung. https://www.terminland.de/danielaheiser
Herzlichst Daniela Heiser
Mein Sohn 6j wurde zurück gestuft, da er die Punkte auf den Würfel nicht ohne zählen benennen kann nicht ausschneiden.
Meine Tochter noch keine 4j liebt am tablet zahlen, Buchstaben spiele und puzzles.
Sie zählt fast fehlerfrei bis 20.
Wenn sie im Kindergarten ist spielt sie mit ihren Freunden und auch allein. Jedoch oft kommt sie Heim, und sagt im Kindergarten war es langweilig.
Nach langem ist man dann mal auf das dass ich das den Erzieherinnen sagt ein wenig darauf eingegangen.
Hallo Michi, Hochbegabung und Unterforderung zeigt sich in ganz unterschiedlichen Facetten. Und manchmal scheint es, als ob die Kids die “einfachsten” Dinge nicht lösen können…. Aber wenn ich das Gefühl hätte, jemand stellt mich auf die Probe, dann würde ich vielleicht auch verweigern.
Liebe Grüße Daniela
Ich selber kann die beschriebenen Verhaltensmuster vollkommen nachempfinden. Ich habe zwei Söhne (9 & 5) die diese Verhaltensmuster aufweisen. Beim großen fing es mit 3 Jahren an das er auf der einen Seite sehr zart besaitet und auf der anderen sehr aggressiv war. Im Kindergarten sagte man mir ich solle ihn doch bitte auf Adhs testen lassen. Mit 5 Jahren (kurz bevor er 6 wurde) ließ ich ihn dann tatsächlich testen und bereits bei der 2. Sitzung nahm mich der Arzt beiseite und teilte mir mit das mein Sohn keineswegs Adhs hat sondern überdurchschnittlich Intelligent ist und eine sehr schnelle und hohe Auffassungsgabe hat. Er suchte immer nach neuen Anreizen und wirkt dadurch sehr unruhig. Im Kindergarten arbeitete man ab da anders mit ihm und die Aggressivität ließ deutlich nach. Im Spiel mit anderen Kindern jedoch ging es nicht lange gut. Selbstvertrauen hat er keines mehr und verweigert neue Dinge zu probieren weil er Angst hat etwas falsch zu machen und ausgelacht zu werden wie es eben in der Kita oft der Fall war. Das setzte sich dann auch in der Schule fort so das er letztlich sogar zur Schulpsychologin musste aufgrund seiner Verweigerung, vorallem beim Lesen und Schreiben und seiner zunehmenden Aggressivität seinen Mitschülern gegenüber. Man überlegte ihn sogar auf eine Förderschule mit dem Schwerpunkt sozial/emotionale Entwicklung zu schicken!!! Zum Glück war die Schulpsychologin super. Sie machte mit ihm einen Test auf LRS und dazu einen IQ Test wo erneut bestätigt wurde das er überdurchschnittlich intelligent ist. Ab der 3. Klasse ging er nun in die Ganztagesklasse die aus nicht mal 15 Schülern bestand und wo er einen Super Lehrer hatte der auf ihn eingegangen ist und ihm oft spezielle Aufgaben vorallem im Mathematischem und Musischem Bereich gegeben hat. In Deutsch hat er wiederum sein Defizit wo die Schulpsychologin meinte das dies oft der Fall ist bei überdurchschnittlich Intelligenten Kindern. Inzwischen gewinnt er an Selbstvertrauen und legt diese Verweigerungshaltung “bevor ich einen Fehler mache, mache ich lieber garnichts” langsam ab. Seit dem sind seine Noten um einiges besser geworden.
Nun haben wir noch einen weiteren Sohn wo wir die selben Verhaltensmuster beobachten. Seit er gerade 3 geworden ist zählt er fließend bis 30, ist sehr Wort Gewand und vom Sprachliche her seinen “Altersgenossen” um längen voraus. Mit gerade einmal 2 Jahren hatte er einen Wortschatz den manch Erwachsener nicht hat. Diesmal hat auch unsere Kita schnell geschalten da sie ja bereits den großen Bruder kannten. Man gab ihm mit 3 Jahren bereits Arbeitsblätter der Vorschule und er machte diese mit Links. Er stellt Fragen, seeeehr viele Fragen wo sogar wir manches Mal unseren Freund “Google” befragen müssen. Im Kindergarten hat er nur einen “Freund” aber am liebsten spielt er allein. Er ist sehr anhänglich und fordert seine Erzieher extrem weil er mit ihnen wohl besser kann wie mit den anderen Kindern. Jetzt ist er 5 geworden und beginnt zu lesen und zu schreiben und kann im 20er Bereich bereits weitestgehend sicher subtrahieren und addieren. Inzwischen ist er dabei das keine 1×1 zu erlernen. Was uns noch mehr verblüfft ist die Tatsache das er dies überwiegend selbstständig tut mit ganz normalen Alltagssituationen oder auch Dingen die erst kommen (an meinem Geburtstag wünsche ich mir das jeder 3 Stück Kuchen bekommt, also benötigen wir 21 Stück Kuchen da wir ja 7 Leute sind). Wir versuchen ihn ohne Druck bestmöglich zu unterstützen und wollen ihn demnächst ebenfalls testen lassen. Leider ist bei ihm aber auch das Problem das er sich zwar hier daheim und in Gegenwart seiner Erzieher (ohne Kinder) alles zutraut ansonsten aber eher ängstlich und weinerlich ist oder eben auch mal schreiend ins Zimmer rennt.
Liebe Melanie, ganz lieben Dank für Deine ausführliche Schilderungen 🙂 Die Intelligenz bei Geschwistern ist meist recht ähnlich…..
Kennst Du schon mein Video, bei dem ich über Auffälligkeiten, Merkmale und Besonderheiten hochbegabter und unterforderter Kinder spreche? BEstimmt erkennst Du Deine Söhne in meinen Beispielen. Schau mal, hier kannst Du Dich anmelden, damit ich DIr den Link zum Video schicken kann.
https://danielaheiser.de/webinar-eltern/
Ich bin gespannt auf Deine Erkenntnisse
Daniela