Hochbegabung und Perfektionismus erschwert das Familienleben
Perfektionismus bei hochbegabten Kindern – eine gängige und vielverbreitete Kombination erschwert so manches Familienleben. Denn aus dieser Anspruchshaltung heraus entstehen Vermeidungsstrategien, Wutausbrüche und extreme Emotionen.
„Ich kann das nicht! Ich bin viel zu blöd dazu!“
Nach diesem Sätzen verschwindet David heulend und verzweifelt unter dem Esstisch – für ganze zwei Stunden. Alles locken, motivieren, schimpfen, drohen hilft nichts. Und das nur, weil David einen Aufsatz als Hausaufgabe schreiben soll.
„Ich kann das nicht – doofes Fahrrad!“
Endlich ist er da, Lauras 4. Geburtstag. Die Eltern haben viel Zeit und Mühen investiert, um ein Fahrrad in Lauras Lieblingsfarbe türkis zu finden.
Und nun das… Laura hat sich motzen und weinend auf die Couch geworfen und lässt sich nicht mehr beruhigen. Die für den Nachmittag geplanten “Fahrrad-Übungsversuche” im Freien enden mit Geschrei und erzieherischen Ratschlägen der Eltern. Das funkelnagelneue türkisfarbene Fahrrad muss am Abend sogar in den Keller gestellt werden, weil Laura den Anblick nicht ertragen kann.
„Ich kann das nicht – malen ist nichts für mich!“
Philipp nimmt fast nie einen Stift in die Hand – weder zuhause noch im Kindergarten. Malen macht ihm keine Freude und bei den wenigen Malversuchen war er mit seinem Ergebnis sehr unzufrieden. Er schaffte es einfach nicht, das Auto, das er sich in seinem Kopf vorgestellt hatte, aufs Papier zu bringen.
Elias ist da ganz anders. Er malt leidenschaftlich gerne, legt großen Wert auf Details. Alles muss genau stimmen. Der 5-jährige schafft es sogar, dass Betrachter seiner Bilder den Unterschied zwischen ICE und IC erkennen können. Wenn aber eine Linie, ein Punkt seines Gemäldes verwackelt, nicht seinen Vorstellungen entspricht, bricht er weinend zusammen und zerreißt sein Kunstwerk mit den Worten „Das Bild ist nicht schön, ich kann das nicht!“
„Ich brauche meine Windel!“
Silia ist mittlerweile 4 Jahre alt, weigert sich aber mit Händen und Füßen, ohne Windel zu sein. Alle Versprechungen, Unterstützungsangebote und Belohnungen von Seiten der Eltern und Großeltern verfehlen den gewünschten Erfolg. Silia besteht auf ihre Windel und beim leisesten Versuch sie zu überreden, bricht sie in Tränen aus.
Bei Julian ist die Situation anders. Er benutzte mit seinen nicht mal 3 Jahren eigenständig die Toilette, wenn er musste. Und dann ist ihm in der Kindergruppe ein Malheur passiert…. Beim Spielen hatte er sich vergessen und das Pipi ging in die Hose, die anderen Kinder lachten ihn aus und bezeichneten ihn als Baby. Danach hat er das Haus nicht mehr ohne Windel verlassen. Wenn ihn seine Eltern darauf ansprechen, reagiert er herrisch und aggressiv.
Neben diesem genannten Vermeidungsstrategien können Kinder mit hohen perfektionistischen Ansprüchen auch eine geringe Frustrationstoleranz, Aggressionen bei nicht gelingen einer gewählten Tätigkeit und geringe Übungsbereitschaft aufzeigen.
In den Augen von Erzieher*Innen und Lehrer*Innen wirkt ein solches Verhalten als sozial und emotional unreif oder auffällig. Das Kind ist schlecht erzogen, launisch und tanzt seinen Eltern auf der Nase herum, sind wohl die Dinge, die anderen durch den Kopf gehen, wenn sie das Verhalten des Kindes beurteilen.
Perfektionismus bei hochbegabten Kindern- Woher kommt´s?
Perfektionismus, der hohe Anspruch an sich selbst, ist sehr häufig Begleiterscheinung von Hochbegabung. Durch die weit überdurchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten der Kinder entsteht schon sehr früh ein hohes Ideal in ihrer Vorstellung, dem sie versuchen, gerecht zu werden. Sie haben die Idee, alles sofort und richtig zu können, ohne sich dafür anzustrengen, oder Misserfolge in Kauf zu nehmen.
Bevor ich etwas falsch mache, lasse ich es gleich bleiben.
Perfektionismus mit all seinen Auswirkungen fordert von Eltern und nahen Bezugspersonen ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis.
Perfektionismus bei Deinem hochbegabten Kind – Wie kannst Du als Mama oder Papa helfen?
Schaue hierbei vor allem auf kleine Veränderungen und Erfolge Deines Kindes. Schenke diesen kleinsten Verbesserungen Deine Aufmerksamkeit, Dein Kind hat sich dafür bereits angestrengt und dazugelernt. Und das Wichtigste im Zusammenleben mit Kindern ist Geduld. Oft erwarten wir Eltern, dass das Kind sich sofort zum Positiven verändert – aber Veränderung braucht Zeit.
Hast Du Dein Kind erkannt? Kennst Du diese Beispiele aus Deinem Familienleben? Bringen Dich die täglichen Ausraster, Aggressionen und Wutanfälle Deines Kindes an Deine elterlichen Grenzen?
Boykottiert Dein Kind am Nachmittag und in der freien Zeit alle Deine Pläne und Du musst es ständig überreden, damit es fertig wird und sich anzieht?
Das muss nicht sein – Ich helfe Dir aus dem Kreislauf der immer wieder auftauchenden familiären Konflikte.
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Daniela Heiser
Ich freue mich auf Dich und Deine alltäglichen Herausforderungen.
Deine Daniela
Liebe Frau Heiser
Ich bin heute über das FB-Portal für Hochbegabte auf Sie aufmerksam geworden. Ich bin selbst Mutter von zwei Jungs im Alter von 9 und 13. Bei beiden haben wir schon immer eine hb Tendenz gesehen. Der Jüngere wurde nun getestet und ist höchstbegabt. Ich muss ihnen die Problemthemen dazu nicht erläutern. Ich studiere aber auch noch Pädagogik und arbeite als pädagogische Assistenz. Seid unser Jüngeren den hb Status hat, bin ich natürlich auf dieses Thema sensibilisiert und merke, dass Lehrpersonen dies ganz oft nicht sehen wollen/können. Für eine Studienarbeit möchte ich mich dem Thema grad annehmen und dazu eine kleine “Anleitung” zur Erkennung schreiben. In ihrem Podcast vom 22. Oktober erzählen sie von den Merkmalen zur möglichen Erkennung von hb. Haben sie dazu vielleicht auch etwas schriftliches auf was ich verweisen dürfte?
Ich freue mich von ihnen zu hören.
Herzlichst
Liebe Frau Schlatter,
Das ist wundervoll, dass Sie sich des Themas annehmen. Leider ist das mit dem Erkennen nicht ganz so einfach, da sich HB ganz unterschiedlich zeigt. Die Merkmale, in denen ich im Podcast erzähle, habe ich aufgrund meiner fast 10jährigen Tätigkeit “herausgefunden” bzw basieren diese auf “10 besondere Anzeichen für HB” aus “Hochbegabt- und trotzdem glücklich” von Herbert Horsch. Etwas schriftliches, das ich IHnen zur Verfügung stellen kann, habe ich leider nicht. Allerdings spreche ich zu diesen Merkmalen in meinem kostenfreien Webinar am Montag Abend. Vielleicht haben Sie ja daran Interesse – falls Sie keine Zeit haben – alle angemeldeten Personen erhalten danach den Link zur Aufzeichnung.
https://danielaheiser.de/webinar-eltern/
Bei weiteren Fragen, einfach fragen.
Liebe Frau Heißer ,
Was sie da beschreiben ist eins zu eins mein HBchen . Aber es passt auch zu meinem Großen der ADS hat . Und meine Kleine ist mit ihren zwei Jahren auch schon so . Ich denke ich werde den Großen nochmal Nachtesten lassen und die Kleine , wenn sie alt genug ist auch . 🙈🙈
Danke für diese Einsicht .
Liebe Frau Kaut, Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Vielen Dank Frau Heiser!
Dank Ihrer Beispiele verstehe ich nun, warum mein Kind ist, wie er ist. Im Kindergarten wurde ich schon von beiden Erzieherinnen angesprochen, dass mein Sohn anders ist, sich mehr für Themen der Schule interessiert oder aber eher jene, für Erwachsene. Ich selbst bin hb, mit Hochsensibilität und krankhaftem Perfektionismus (ist therapeutisch in den Griff bekommen worden). Leider habe ich bewusst ignoriert, dass etwas solches auch vererbbar ist. Wie kann ich meinem Kind helfen? Mir wurde geraten in ein SPZ zu gehen, wobei ich da die Befürchtung habe, dass meinem Sohn dort eher eine Störung diagnostiziert wird, da sich mit einer solchen viel Geld generieren lässt. Die Therapien kosten eben. Ich bremse ihn nicht, lasse ihn sein Englisch selbst erlernen (er schaut englische Sendungen/Dokumentationen in seiner TV Stunde am Tag, mehr gibt es hier nicht). Er spricht viele Wörter auf Englisch und zum Teil auf Russisch. Ich habe ihm das nicht beigebracht, dies war er selbst. In den Kindergarten geht er nicht gerne, da er dort zu sehr in die Rolle gedrückt wird, in die er „gehört“, in die des 3 1/2 jährigen Jungen. Zu Hause kann er seine komplexen Gedankengänge ausleben, ich verstehe ihn und unterstütze seine Interessen, was im KiGa Alltag bei 27 Kindern auf 2 Erzieherinnen nicht möglich ist. Haben Sie Ideen? Leider zeigt er alle oben genannten Wesenszüge, leider auch nur, da er sich damit natürlich von der Masse abhebt und anders Sein heute nicht gewünscht ist gesellschaftlich.
Von einer Testung im SPZ würde ich auch eher abraten und zum Begabungsdiagnostiker raten, wobei ich damit noch warten würde, bis er älter ist.
Schau Dir mal dieses Video an Jessica, da wird Dir vielleicht einiges klarer
Das Leben mit angezogener Handbremse, das “immer unter den eigenen Möglichkeiten bleiben” kann ganz unterschiedliche Verhaltensweisen hervorrufen.
Ich bin gespannt, ob Du Deinen Sohn in meinen Beispielen erkennst.
https://danielaheiser.de/webinar-eltern/
Gerne können wir auch telefonieren, um mögliche nächste Schritte zu besprechen.
Alles Liebe
Daniela
Vielen Dank für die Rückmeldung….. Bei mir funktioniert der Link. Ich schreibe Ihnen mal ne Mail, dann gehen wir gemeinsam dem Fehler auf die Spur. LG daniela Heiser